Chirurgische Praxis Dr. Welk und Dr. Bultmann

Tarsaltunnelsyndrom

Definition

Das Tarsaltunnelsyndrom ist mit dem Karpaltunnelsyndrom der Hand vergleichbar. Der Tarsaltunnel ist eine Durchtrittsstelle hinter dem Innenknöchel für Nerven und Gefäße, die zur Fußsohle verlaufen. Der Tarsaltunnel wird durch einen Knochenfortsatz am Knöchel und einem festen Band, dem Retinaculum, gebildet. In diesem Tunnel kann es zu einem Engpass für den Nervus tibialis posterior kommen, der die Fußsohle mit Gefühlsempfindung versorgt.

Entstehung

Ähnlich wie beim Karpaltunnelsyndrom gibt es einige äußere Ursachen, die ein Tarsaltunnelsyndrom auslösen können, in den meisten Fällen entsteht die Engstelle jedoch durch andere Faktoren, die nicht sofort oder gar nicht erkennbar sind, wie eine Verdickung des Sehnengleitgewebes der Sehnen, die ebenfalls durch diesen Kanal laufen. Äußere, erkennbare Ursachen beinhalten den Knick-Senkfuß, Ödeme und Schwellungen z.B. nach Sprunggelenksdistorsion, Arthritis, Diabetes, Rheuma, Krampfadern, Narbenbildungen nach einem Unfall oder Fehlstellungen des Sprunggelenks nach Knochenbrüchen oder durch Arthrose im Sprunggelenk. In der Folge ist eine chronische Druckschädigung des Schienbein-Nerven.

Symptomatik

Die Symptome des Tarsaltunnelsyndroms sind einschießende Schmerzen im Fuß, Taubheit, Kribbeln oder auch Gefühlsstörungen innen an der Fußsohle, zum Teil bis in die Zehen, teilweise auch am Fußrücken. Die Beschwerden können wechselnd sein, sie treten teilweise nachts oder auch unter Belastung auf. Durch Massage und Reibung können die Tarsaltunnelschmerzen typischerweise wieder vermindert werden wie bei allen Nervenkompressionssyndromen.

Diagnostik

Das Gespräch mit dem Patienten und die klinische Untersuchung ist meist schon richtungsweisend. Typischerweise lässt sich über dem Nerven ein positives Klopfzeichen (Hoffmann-Tinelsches Zeichen) auslösen und es ist eine Schmerzverstärkung bei plötzlicher Bewegung des Fußes in Richtung Schienbein möglich. Durch einen Neurologen kann das Tarsaltunnelsyndrom durch Messung der NLG und Durchführung eines EMG bestätigt werden. Eine Röntgenuntersuchung und ein MRT geben Aufschlüsse über knöcherne oder weichteilbedingte Veränderungen des Kanals, die zu einer Einengung führen.

Behandlung

Die Behandlung ist zunächst konservativ mit entzündungshemmenden Medikamenten und/oder lokalen Injektionen mit Betäubungsmitteln oder Kortison. Durch das Abschwellen des Gewebes erhält der Nerv mehr Platz und kann sich erholen.

Führt die konservative Therapie nicht zum Erfolg, besteht die Möglichkeit der Operation. In Larynxmaskennarkose wird nach einem bogenförmigen Hautschnitt hinter dem Innenknöchel das Retinakulum über dem Nerv eröffnet und der Nerv aus seiner Einengung befreit. Das Retinaculum wird offen belassen, die Haut wieder zugenäht.

Ergebnisse

Die Erholung des Nerven hängt sehr stark von der Dauer der Einengung ab und kann bis zu 6 Monate dauern. Die Prognose nach einer Operation ist etwa zu 70% eine Schmerzbesserung bei entsprechend gesicherter Diagnose. Eine frühzeitige Therapie kann diese Rate deutlich erhöhen: Je früher die Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms stattfindet, um so aussichtsreicher ist sie. Die bereits durch die Quetschung eingetretene Schädigung des Nerven ist zum Teil wegen dem häufig zu späten Behandlungsbeginn nicht mehr reversibel.

Komplikationsmöglichkeiten

Schwellungen, Nachblutungen und Infektionen sind mögliche Komplikationen. Eine Erholung des Nerven kann nicht garantiert werden. Viele kreuzende Venen erschweren die Operation, so dass sie unter Umständen länger dauern kann.

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